Mit diesen Worten begann die Antwort-Email der ZDF-Zuschauerredaktion. Ja, ich schreibe – auch wenn ich das öffendlichen Fernsehangebot nur noch zufällig auf dem herkömmlichen Wege nutze – der Redation von ZDF, 3Sat und Arte ab und an eine Email. Einseits, um für die Verwendung der Rundfunktgebühren ein Lob auszusprechen. Andererseits um mahnende Worte und mein großes Bedauern mitzuteilen.
Hallo ZDF-Team,
wie ich heute hier lesen konnte (http://www.heise.de/newsticker/ZDF-duennt-Internetangebot-aus–/meldung/138433) nehmen Sie Änderungen am Inhalt des Onlineangebots vor. Bereits existierende Artikel sollen gelöscht werden.
Welchen Sinn macht es, bereits produziertes Material (Informationen, Wissen) zu löschen?! Ich kann es ja gerade noch verstehen, wenn der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag eine Verlagerung der Kompetenzen vorsieht. Allerdings ist für mich als Gebührenzahl unverständlich und inakzeptabel, qualitativ hochwertig aufbereitete Informationen einfach zu löschen. Hier hoffe ich, dass die Daten nicht wirklich im Datennirvana verschwinden sondern in einer anderen Form zugänglich bleiben!
Bitte überdenken sie noch einmal ihr Vorhaben der Löschung.
Ich halte das Verhalten für stark fragwürdig und überdenkenswert. Was sich die Verlagshäuser und Medienverwerter da in den 12. Medienstaatsvertrag haben schreiben lassen grenzt an Raub in unserer Gesellschaft. Das klingt vielleicht extrem übertrieben, doch die digitale Form der Verbrennung von Büchern ist es sicher. Hier ist gut erkennbar, welche Macht einige große Verlagshäuser auf die Medienlandschaft ausüben können und wie schnell an den zuständigen Stellen nachgegeben wird.
Nun aber zurück zur Antwort, die mir Frau Knoll von der ZDF-Zuschauerredaktion hat zukommen lassen. Hier die gesamte Mail in ihrer ganzen Schönheit.
Sehr geehrter Herr #piiiep#,
Ihre kritischen Anmerkungen zur Reduzierung des Internetangebots haben wir aufmerksam und interessiert gelesen und sie in unsere hausinterne Auswertung der Zuschauerresonanz übernommen. Gerne möchten wir Ihnen die Hintergründe erläutern, welche zu der Entscheidung geführt haben, bis Ende 2009 rund 80 Prozent der heute noch unter zdf.de, heute.de und sport.zdf.de verfügbaren Inhalte aus dem Netz zu nehmen.
Der Grund für diese Maßnahme ist der12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, der am 1. Juni 2009 in Kraft tritt und dem Online-Engagement öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten engere Grenzen setzt. Das ZDF möchte aber auch von sich aus zeigen, dass es nicht darum geht, alles Mögliche im Netz vorzuhalten, nur weil es ohne Aufwand möglich ist.
Das Angebot von heute.de wird um 28.000 Textdokumente verkleinert. Aus dem Angebot von ZDF.de werden den Planungen zufolge 46.800 Dokumente verschwinden. Aus dem Portal sport.zdf.de werden den Planungen zufolge 18.700 Text-Dokumente herausgenommen.
Es ist uns bewusst, dass es nicht dem Wesen des Internets entspricht, Seiten herauszunehmen. Aber wir sind dazu vom Gesetzgeber verpflichtet worden, nicht zuletzt auch auf entsprechendes Betreiben der Verlage. Zeitungs- und Zeitschriftenverleger hatten wiederholt kritisiert, die Online-Portale von ARD und ZDF dürften nicht textlastig zu „elektronischer Presse“ ausgebaut werden und den Verlagen Konkurrenz machen. Dem hat der Gesetzgeber im neuen Rundfunkänderungsstaatsvertrag Rechnung getragen. Gerade bei Service- und Verbraucherthemen (z.B. Kochrezepten) sind die Verleger besonders kritisch, weil solche Angebote nicht Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, sondern privater Anbieter seien. Das ZDF wird nun drei Viertel der rund 4.000 Online-Rezepte löschen.
Auch die ZDF-Mediathek wird verkleinert. So dürfen nach § 11d (5) des neuen Rundfunkstaatsvertrags angekaufte Spielfilme und -serien nach ihrer Fernsehausstrahlung nicht zusätzlich zum Online-Abruf angeboten werden. Die Mediathek wird um 4.000 Videos (ca. 8,5 % des jetzigen Bestands) reduziert. Herausgenommen werden zudem 450 sogenannte interaktive Module, bei denen die Online-Nutzer selbst aktiv werden können sowie eigenproduzierte Programmschwerpunkte des ZDF, sofern diese älter als zwölf Monate sind. Dies ist die Folge von neuen Zeitgrenzen, die der Rundfunkstaatsvertrag für die Online-Angebote setzt. Grundsätzlich darf danach jedes Abrufangebot nicht länger als sieben Tage im Netz stehen. Für Abrufangebote, die länger online stehe sollen, sowie für sendungsbezogene Telemedien müssen längere Verweilzeiten vom ZDF beantragt und vom Fernsehrat genehmigt werden. Das ZDF hat ein entsprechendes Telemedienkonzept formuliert, über das der Fernsehrat demnächst beraten wird.
Grundsätzlich wird sich der Internet-Auftritt des ZDF künftig als weniger textorientiertes und dafür stärker bildgetriebenes Portal präsentieren. Dieses Erscheinungsbild entspricht in größerem Maße als bisher dem fernsehtypischen Wesen des ZDF.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Knoll
ZDF, Zuschauerredaktion
Zusammen fassen lässt sich der Inhalt in folgende Stichpunkte:
- Kochrezepte sind nur noch 7 Tage lang abrufbar
- die Textlastigkeit wird auf bild.de-Niveau abgesenkt
- wir lassen uns von der Konkurenz einlullen
Und was hat der Nutzer davon?
Tote Links aus diversen Internetangeboten, weniger Information an einer Stelle (es ist ja nicht so, als findet man im Internet an jeder Ecke verlässliche Quellen für Informationen) und – was sich auch in Zahlen ausdrücken lässt – weniger Leistung für die gleichen Gebühren. Da fragt man sich doch: what’s next? Wieso wundern sich eigentlich alle, wenn Nutzer ihre Daten alternativ tauschen und so verfügbar für die Gemeinschaft halten. Durch künstliche Verknappung sind solche Bestände auf jedenfall nicht gefährdet.