Native App-Entwicklung bei JAKOTA

Eins vorweg: Gekapselte HTML Container „App“ zu nennen, sei uns hier nicht erlaubt, das wäre Sand streuen… Diese Überschrift sollte eigentlich „Native iOS-Entwicklung bei JAKOTA“ heißen. Aber neben dem rein informativen Charakter geht es in einem „corporate blog“ auch immer ums Trommeln und momentan sind wir wahrnehmungstechnisch im Zeitalter der „App“*.

JAKOTA baut native Anwendungen seit es das native SDK für iPhone-OS (jetzt iOS) gibt. Gestartet sind wir mit Fleetmon, einem Client der intuitives Schiffstracking ermöglicht. Dazu kamen recht schnell einige Projekte, die als „contract work“ nicht unter unserer Flagge segeln (dürfen) sowie kleinere Gimmicks, die inhouse verwendet werden.

Kürzlich haben wir für unseren Kunden „EnviteC“ eine erste echte „companion“-Anwendung als Ergänzung zu einer Web-Anwendung veröffentlicht.
„EnviteC“ ist als Honeywell-Tochter weltweit führender Hersteller und Entwickler von Gas-Sensorik und produziert unter anderem ein nahezu unüberschaubares Sortiment im medizinischen Bereich. Ob Sauerstoffsensorik am Anästhesieautomaten oder Sättigungs- und Puls-Sensor im Aufwachraum, die Chance, dort einem Sensor von EnviteC zu begegnen, ist relativ hoch.

Gleichzeitig findet sich in diesem Bereich der Medizintechnik eine babylonische Vielfalt von Monitoren, an die ein solcher Sensor Anschluss findet. Und während das Funktionsprinzip eines Sensors für Sauerstoffsättigung immer gleich ist, variieren Mechanik des Steckers und elektronische Lesart des eigentlichen Signals…

 


Diese Problematik wurde bis dato mit einer gedruckten „Cross Reference List“ (XRL) beantwortet. Sie bietet eine blätterbare Matrix, die alle am Markt verfügbaren Sensoren in einer Kompatibilitätsmatrix hinsichtlich ihrer Verwendung an allen am Markt gängigen Monitoren beschreibt. Das Blättern in dieser Liste beantwortet aber auch, inwieweit der Sensor eines Fremdherstellers durch einen Sensor von „EnviteC“ ersetzt werden kann… By the way: Der ohnehin hohe Komplexitätsgrad wird durch Adapter und Verlängerungskabel noch ein wenig erhöht. :-)

Vergegenwärtigt man sich nun ca. 300 verschiedene Sensoren, die auf ein paar Hundert am Markt etablierter Monitore stoßen, wird der Bedarf einer benutzbaren Lösung sofort deutlich; das ganze ruft förmlich nach dem Computer.

Innerhalb der neu erstellten Website wurde das Problem der XRL mit einer neu entwickelten TYPO3-Extension beantwortet. Unter Verwendung von MySQL und PHP im Backend und HTML, CSS und JavaScript als UI entstand eine Webanwendung, die viele Metaphern nativer Anwendungsentwicklung zitiert.

Als „companion“ entwickelten wir parallel eine iPad-Anwendung, die – Synergie, Synergie – den identischen Datenbestand der Webanwendung nutzt. Hauptgrund war die Forderung, auch offline auf die XRL zugreifen zu können.
Dazu wurde viel Energie in die Konvertierung von SQL-Dialekten gesteckt. Zwar steht auf dem iPhone mit SQLite eine relationale Datenbank zur Verfügung, diese ist auf Query-Seite allerdings deutlich eingeschränkter als eine „große“ SQL-Datenbank. Zudem ist Speicher immer knapp und die CPU des iPad ist – auch in den neueren Inkarnationen – deutlich schwächer als ein ausgewachsener Mehrkern-Server.

Entstanden ist letztendlich eine native App, die zusätzlich zur komfortablen Navigation durch den Produktbestand von „EnviteC“ ein besonderes Bonbon bietet: Wiewohl vollständig offline benutzbar, bietet sie die Möglichkeit, sich – bei bestehender Verbindung zum Internet – mit dem Datenbestand des Webservers zu synchronisieren. Ein Feature, das Aktualisierungsintervalle „unterhalb“ des AppStore-Review-Prozesses erlaubt.
In diesem Sinne ergänzen sich webgetriebenes Backend und nativer Client nahezu komplementär.

Fazit: Wir lieben modell- und testgetriebene, formalisierte Entwicklung auf einem hohen Abstraktionslevel. Wir leben das Web.
Aber wir mögen es auch, wenn eine Liste schnell scrollt und ein Button innerhalb einer akzeptablen Zeit reagiert. :-)

* DIE App, von: DIE Applikation, DIE Anwendung.

Website von EnviteC : http://www.envitec.com
App EnviteC XRL im Apple Store: http://itunes.apple.com/in/app/envitec-xrl/id482533969?mt=8

Kommentare

  • Thomas 21.3.2012, 13:07

    Die Lohro-App sei am Rande noch erwähnt :): http://itunes.apple.com/de/app/lohro-90-2-lokalradio-aus/id424002085?mt=8

    Der Markt wird von HTML-Container-Apps geradezu überschüttet. Mit dem interessanten Nebeneffekt, dass viele Anbieter in einer Branche eine nahezu identische App anbieten. Was daran gut ist, muss ich noch herausfinden. Ein Pro-Argument ist vielleicht dieses: Leistungen werden besser vergleichbar :)
    Wenn dann die Anbieter dieser (i.d.R. iPhone-) Apps nahezu die komplette Arbeit an die Kunden abtreten, die „Betroffenen“ also sämtliche Inhalte in vorgegebene enge Excel-Sheets pressen müssen, steht einer äußert produktiven Serienfertigung durch die findigen App-Anbieter nichts mehr im Wege (mit dem oben benannten Resultat der identischen Apps). Dabei werden Vorgaben ignoriert, Absprachen auffällig weich gehalten und am Ende haben die Betroffenen Apps, die keinen Mehrwert ggü. der Website bieten, wo Inhalte nur doppelt vorhanden sind, auch nicht mehr verändert werden können.

    Das wäre so, als würde jedes Hotel in Warnemünde identische Gebäude beim selben Architekten beauftragen. Mit Identität, Haltung und Anspruch hat das IMHO nicht viel zu tun.
    Ich hoffe, dass wir es hier mit einem „me2“-Effekt zu tun haben, der den neuen Markt im ersten Moment zwar strapaziert aber mittelfristig dafür sorgt, dass einige der Betroffenen aufwachen und tatsächlich etwas Eigenständiges wollen.

  • Lars Krueger 24.3.2012, 00:20

    „Betroffene?“ Ist doch ein freies Land, oder?

    „Individualentwicklung“ versus „whitelabel“.
    „Gestaltung“ versus „Branding“.
    „Ich“ versus „me too“.
    „Schreien“ versus „langfristig vorantreiben“.

    Jeder Kunde und jede Agentur hat die Wahl.

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