Hafenentwicklung ist Stadtentwicklung ist Mensch möglich

Am vergangenen Freitag gab es wieder einmal einen freiwilligen Außeneinsatz des JAKOTA-Teams bei bestem Wetter.
Wir nutzten die Gelegenheit einer Führung durch das Containerterminal Waltershof im Hamburger Hafen und wollten uns mit der Hafenentwicklung und ihren Bezügen zur Entwicklung der Hansestadt vertraut machen.

Die Anfahrt gestaltete sich für Minderheiten in der Gruppe durchaus beschwerlich, hier hätte eine Dauerinfusion mit Propofol wahre Wunder gewirkt.

Dramaturgischer Höhepunkt war der Besuch des Burchardkai, wo das Entladen der „CSCL Mercury“ „hautnah“ beobachtet werden konnte.
366 Meter lang, 52 Meter breit, 14000 20-Fuss-Container fassend: China als „Werkbank der Welt“ wurde nahezu körperlich erfahrbar. Und sei es nur durch den gewöhnungsbedürftigen Geräuschpegel, den das Hafen-„Backend“ mit Zügen und LKW erzeugt…

Faszinierend auch der hohe Automatisierungsgrad, der es zum Beispiel erlaubt, mehrere Millionen Tonnen Greifergut pro Jahr mit weniger als 20 Mitarbeitern umzuschlagen!

Nach so viel Technik und Futter für die „number crunchers“ unter uns wurde der Besuch in der Seemanns-Mission „Duckdalben“ besonders vom älteren Teil des Teams als willkommene Abwechslung empfunden. Eine Ruhepunkt, der angesichts des wuseligen Umfelds nahezu bizarr wirkt.

Neben den komplexen Aspekten im Spannungsbogen von Technik, Logistik, Historie und Standortpolitik beeindruckte uns auch „Fluß-Anrainer“ besonders der aufwändige Hochwasserschutz, den die Hamburger leisten (müssen). Bei einem Tiedenhub von durchschnittlich 3,60 Meter beziffern die Hamburger ihren kurzfristigen Investitionsbedarf bei Spundwand und Co. mit über 8 Metern!

Nach dem Übersetzen auf die zivilere Seite der Elbe folgte eine aberwitzige Aktion, die das Besteigen des Docklands in der Gruppe zum Inhalt hatte. Der Aufstieg, den auch durchtrainierte Menschen nicht unter 15 Minuten bewältigen, führte zu einzelnen Ausfällen in der Gruppe und gab einigen Teammitgliedern die Gelegenheit, einmal die hässliche Fratze der Leistungsgesellschaft zu präsentieren.

Derart geschwächt schleppte sich das inzwischen stark zerrissene Feld entlang der Landungsbrücken auf der Suche nach Speis und Trank. Das Thermometer hatte sich inzwischen unheilvoll der 30-Grad-Marke genähert und das Areal wurde zunehmend unpassierbarer, da sich Hamburger in feinen Sachen, rauen Mengen und in Erwartung der „Hamburg Cruise Days“ an die Elbe wälzten.

An das Essen selbst kann ich mich nicht mehr erinnern; meine früheste Erinnerung reicht an eine audiovisuelle Installation der Firma „art+com“ zurück. Selbige ist im Hamburger Museum zu bewundern und sie ist lange nicht so schön wie der FleetMon Explorer. So.

Enden möchte ich mit einem Buchtitel von Johannes Mario Simmel:

„Hurra, wir leben noch“

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Mit nach Hause genommen haben wir den tiefen Respekt, den wir für Hamburg und die Hamburger haben. Bedenkt man, daß Hamburg in den 70er Jahren weltmarktführend im Schiffbau war und diese Industrie heute quasi keinerlei Bedeutung mehr hat, ist es faszinierend, wie die Stadt sich wieder neu erfunden hat.
Die Zielstrebigkeit, mit der die Stadt ihre Flußlage jenseits vom Schiffbau neu entdeckt, läßt uns für die nähere Zukunft Rostocks hoffen…

P.S. Thomas Eidberger hat sich wieder überall rangehängt. Diese jungen Leute!

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